Kapitel 4: Der kleine Druide Riwal, die Zaubernuss und der Barde
- Daniela Herbaliste
- 18. Okt. 2024
- 5 Min. Lesezeit
Aktualisiert: 25. Okt. 2024

Riwal sitzt am Bach am Waldrand.
Es ist kalt, aber windstill.
Er hat schon Feierabend, Juna musste noch ein paar Vorräte für den Winter sammeln,
« Damit sie noch mehr Nüsse hat, die sie auf verlorene Wanderer werfen kann ! » denkt er sich.
Er hört dem plätschernden Wasser zu und verliert sich schnell in seinen Tagträumen.
Wenn er singen könnte, würde er ein Loblied an Broceliande singen.
In den wenigen Wochen, die er hier verbracht hat, ist ihm der Wald ans Herz gewachsen. Manchmal unheimlich, fast immer unergründlich und verbirgt immer Überraschungen.
Der Platz hier am Wasser ist einer seiner Lieblingsplätze.
Die Sonne spiegelt sich im Bach und man sieht die Kieselsteine im Untergrund schillern, als ob es Edelsteine wären.
Jetzt pfeift er doch ein bisschen vor sich hin. Das Wetter gibt ihm gute Laune.
Auf einmal antwortet ihm ein anderes Pfeifen. Er hält inne, hört aber nichts mehr.
« Unsinn, da war nichts ! » sagt er zu sich selber.
Er entspannt sich wieder und pfeift weiter vor sich hin...und wieder eine Antwort !
Er sieht sich um- Nichts !
« Ist da jemand ? »
Dieser Wald findet doch immer wieder etwas Neues.
Da hört er das Pfeifen wieder, 3 Noten und es hört auf...
Schade, es klingt gut, besser als sein eigenes Pfeifen.
Er versucht, die 3 Noten selber zu pfeifen und wieder antwortet es ihm.
Jetzt knistert es in den Büschen und jemand tritt in die Sonne.
Es ist ein in ein blaues Gewand gekleideter Mann. Er hat dunkles Haar und kantige Gesichtszüge. Sein Bart kontrastiert zu seinen hellen Augen.
In einer Hand hält er eine Mischung aus einer Gitarre und einer Harfe (eine Lyre sagt man ihm später).
Belustigt denkt Riwal an den Barden, der, wenn er falsch singt, an einen Baum weit weg von der Tafel gebunden wird.
« Du solltest Dich nicht über falsche Noten lustig machen, Dein Pfeifen weckt die Götter so falsch ist es ! » entgegnet ihm der Barde, als ob er in seinen Gedanken gelesen hätte.
Überrascht drückt sich Riwal die Hand auf den Mund.
« Oh, das tut mir leid, ich wollte Sie nicht stören » sagt Riwal
« Keine Ursache » erwidert der Barde « vielleicht kannst Du Dich nützlich machen und mir suchen helfen... ».
Jetzt fiel Riwal auf, dass der Barde ihn nicht direkt angesehen hatte, sondern den Blick die ganze Zeit auf den Boden gerichtet hält.
« Was suchen Sie denn ? » fragt Riwal
« Meine Hütte ist nicht weit weg, vielleicht habe ich was Sie suchen zu Hause... ? » bietet er an.
« Nein, das glaube ich nicht, ich suche meine Gedanken, die ich hier irgendwo vergessen habe »
Riwal : « Wie kann man denn einen Gedanken im Wald suchen ? Den hat man doch nicht in der Hosentasche! »
« Irre Dich nicht, » erwidert der Barde « ein Gedanke, ein Lied, ein Gedicht werden wie zu einem Gegenstand, wenn sie einmal ausgesprochen wurden. Aber seit einiger Zeit vergesse ich immer mehr meine Gedanken und jetzt suche ich den Text eines Liedes, das ich für meine Geliebte geschrieben habe. Ich pfeife den Anfang und hoffe, dass der Text zu mir zurückkommt. Du hättest nicht zufällig ein paar Zaubernüsse in Deiner Hütte ?
« Euh,... ich habe nur ein paar normale Nüsse »stottert Riwal und denkt an Juna, die dafür viel Arbeit geleistet hat.
« Ich habe sogar einige in meiner Kräutertasche hier dabei... »
Juna wusste davon nichts, er fand, er hatte die sich voll verdient, nachdem das Eichhörnchen immer so streng mit ihm war.
Barde : « Natürlich eine normale Nuss ! Hat man Dich noch nicht gelehrt, dass jede Nuss eine Zaubernuss ist ? »
Riwal: « Euh, ...ich bin noch ein auszubildender Druide »
Der Barde mustert Riwal jetzt von oben bis unten. Bis auf sein keltisches Amulett hätte Riwal der kleine Druide auch ein normaler junger Mann sein können.
Der Barde trug sein blaues Bardengewand aber Riwal war noch nicht so weit. Juna hatte ihn gelehrt, dass er erst im Frühjahr das Gewand der jungen Druiden tragen dürfte.
Jetzt streckte der Barde die Hand aus und stellte sich vor : « Rory, Barde der Taliesin, Übermittler der Weisheit, Botschafter unserer Kultur ».
Ehrfürchtig starrt ihn Riwal an, seine Großmutter hatte ihm viel von den Barden erzählt. Wäre er musikalischer gewesen, hätte er sich in eine Bardenschule eingeschrieben.
Wie ein Barde wäre er gereist und hätte viele neue Leute kennengelernt.
Wieder las der Barde in seinen Gedanken : « Ja, immer neue Leute kennenlernen...aber nicht oft die wiedersehen, die unseren Herzen nahe liegen ! Oft sitzt man einsam am Ende der Tafel und nach einem Gesangsabend gehen die Leute heim zu ihrer Familie. Du aber liegst alleine in Deinem Bett und Deine Familie ist weit weg, und meine Geliebte fehlt mir umso mehr. »
Jetzt hört Riwal den schottischen Akzent in Rorys Stimme. Seine eigene Familie ist weit weg und er versteht gut, was Rory meint.
« Wie war das nochmal mit den Nüssen ? » fragt Riwal schnell, um das Gespräch wieder in andere Bahnen zu lenken, und holt einige Nüsse aus seiner Tasche.
Seine Ablenkung funktioniert und der Barde nimmt eine der Nüsse in die Hand und knackt sie geschickt auf.
Ein Nussbaum braucht ein Vierteljahrhundert, bis er die erste Nuss gibt. Diese ganze Zeit lang speichert er Sonne und alle guten Nährstoffe, um aus der Nuss ein kleines Wunderwerk zu machen.
Hast Du Dir schon mal eine Nuss ohne die Schale angesehen...An was erinnert Dich das ? »
« Euh...keine Ahnung »stottert Riwal wieder.
Barde : « Schau genau hin, ein kleiner Tipp : vorhin sprach ich von Erinnerung... »
« Euh...ein Gehirn.... ? »fragt Riwal zweifelnd.
« Genau ! » antwortet der Barde « Viele Pflanzen erinnern in ihrem Aussehen an das Körperteil, dem sie helfen können. »
« Und was hat die Nuss mit dem Gehirn zu tun?! » fragt Riwal immer noch nicht überzeugt.
« Eine Nuss besteht aus zwei Dritteln aus pflanzlichen Fettsäuren, denk nur an das gute Nussöl! Das Gehirn besteht zur Hälfte aus Fett. Wenn Du Deine Hütte reparieren willst, welches Holz nimmst Du dann ?»
Schnell antwortet Riwal: « gutes Holz natürlich ! »
« Genau » sagt der Barde, « Beim Gehirn ist es genauso, wenn Du regelmäßig gutes Pflanzenfett wie von der Nuss zu Dir nimmst, geht es Deinem Gehirn besser. Außerdem ist die Nuss genau vor dem Winter reif, wenn's weiter nichts mehr Gutes zu essen gibt. Die Liste ihrer Inhaltsstoffe ist lang, es ist fast einfacher zu sagen, was nicht darin ist. Auf jeden Fall reichen 5 Nüsse pro Tag, um Dein Immunsystem zu schützen und Deine Haare, Zähne und Knochen stark zu halten.
Außerdem fördert die Nuss die Durchblutung und stärkt Deine Nerven. »
Der Barde schließt seinen Vortrag mit « und jetzt esse ich eine » ab.
Riwal ist mal wieder von Juna beeindruckt, die Nüsse offensichtlich nicht nur aus Geschmacksgründen sammelt.
Nachdem er seine Nuss gegessen hat, bastelt Riwal ein Schiffchen aus der Schale. Aus einem Stängel macht er mit einem Blatt einen Maat mit einem Segel und setzt das Schiffchen in den Bach.
Gedankenverloren schauen beide Männer dem Schiffchen nach, das sich tapfer durch die Strömungen schlingt.
Auf einmal ertönt die tiefe Stimme des Barden und Riwal erfasst einen Schauer.
« Ich habe meinen Gedanken wiedergefunden ! »
und er singt das Lied seiner Geliebten:
- Du hast mich um Magie gebeten -
- von mir erwartet, mein Herz aufzugeben -
- und Dein Spiel ohne Fragen mitzuspielen -
- Du spielst mit mir Roulette mit einer geladenen Feuerwaffe -
- auf ewiger Wanderung bin ich -
- Jeder Fluss, den ich überquere -
- Jeden Hügel, den ich erklimme -
- In jedem Ozean, in dem ich schwimme -
- Jeden Weg, den ich suche -
- Anstelle aller meiner Reisen wäre ich lieber bei Dir -
- Da alle Wege nur Dich zum Ziel haben -
Riwal hat fast die Tränen in den Augen, so reißt ihn das Lied des Barden mit.
So schnell wird er die Eigenschaften der Nuss nicht mehr vergessen.
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©Texte des Liedes von Runrig « Every River »
© Bild erstellt von Emilien Dumoulin Chaparu
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